Startabbruch durch Bugradflattern.
Nach Unterlagen auf
der Stammrolle ("technisches Bordbuch") der 22+58 und einem
Gedächtnisprotokoll nach einer Unterhaltung mit Pilot Peter H.
vom früheren JaboG-34 und dem Ausbilder M.R.:
Am 9.März 1965, die
DD+240 (später: "22+58") war noch nicht einmal ein Jahr
beim JaboG-34, wurde diese auch schon schwer beschädigt: Bei
einem routinemäßigem Start bemerkte der Pilot nach dem Lösen der
Bremsen und beim schnellen Rollen ein flattern im Bugrad. Das
Bugrad wird von zwei Hydraulikzylinder im gewünschten Lenkwinkel
gehalten. Das war hier nun nicht mehr der Fall: Das Flattern ist
bis zu einem gewissen Grad tolerierbar und der Start könnte mit
geringem Flattern durchaus fortgesetzt werden. Es wurde jedoch
immer heftiger und der Pilot entschloss sich aus
Sicherheitsgründen für einen Startabbruch. Die schnell
beschleunigende F-104G hatte aber schon eine hohe
Geschwindigkeit.
Die nun noch zum
Ausrollen und Abbremsen zur Verfügung stehende Reststrecke war
aber nun zu kurz! Das Ende der Startbahn wurde überrollt und die
Maschine kam erst auf dem Grünen wieder schwer beschädigt zum
Stehen.
Die DD-240 wurde
dabei so stark beschädigt, dass sie geborgen werden mußten und
per Landtransport (mit abgenommen Tragflächen und Leitwerken)
auf mehrerendem LKW am 19.Mai 1965 zu ihrem Hersteller
Messerschmitt nach Manching transportiert werden mußte. In
deren Unterlagen wurde der Begriff "Bruchinstandsetzung"
verwendet, was auf eine doch erhebliche Beschädigung des
Fahrwerkes und ggf. auch der Zelle hinweist. Mit großer
Sicherheit wurde dabei mindestens das Bugfahrwerk beschädigt,
vielleicht sogar eingeknickt, da beim Abbremsen im weichen Boden
hier enorme Kräfte wirken.
(Hier ein Foto aus dem Internet zu einer
ähnlichen Situation)
Nach gut 9 Monaten
nahm die Maschine am 24.Februar 1966 wieder ihren regulären
Flugdienst im Geschwader auf. Sie wurde fachgerecht repariert und flog
danach wieder zuverlässig. In den Anfangsjahren fehlten in allen
Einheiten Maschinen und man reparierte so viel es nur ging. In
späteren Jahren, kurz vor der Ausmusterung, wäre die Geschichte
der 22+58 (damals noch "DD+240") hier zu Ende gewesen: Man hätte
sie dann wohl schon verschrottet.
Der sehr guter
Wartungstechniker M.R. bemerkte dazu folgendes: "Dieses
Bugradflattern trat in der Mehrzahl der Fälle dann auf, wenn
Luft in der Hydraulikleitung war und diese nicht rechtzeitig
vorher durch Entlüften entfernt wurde. Es wirkte sich so aus,
als ob "Spiel" in den Lager-zapfen und Gelenken der
Bugradsteuerung wäre und führt ab einer bestimmten
Geschwindigkeit zum Schlagen vom einen Anschlag zum anderen.
Dies wird als Flattern des Bugrades wahrgenommen. Je mehr Luft
in der Hydraulikleitung ist, desto heftiger sind die Ausschläge".
Das erklärt auch, warum im einen Fall ein Start abgebrochen
wurde und in einem anderen dennoch normal gestartet wurde.
Der sehr erfahrener
Starfighter-Pilot P.H. meinte dazu aus seiner aktiven Flugpraxis:
"Lieber schlecht gestartet, als gut abgebrochen! Es macht zwar
fürchterlichen Lärm und Spektakel, aber wenn man ruhig bleibt
und man startet, hat man die besseren Karten. Ein Startabbruch,
vor allen Dingen ein später, ist unter Umständen sehr gefährlich und sollte vermieden werden. Ich hatte auch
schon Bugradflattern und startete trotz dem wild schlagenden
Rad. Man gewinnt dann erst mal Zeit und kann eine Entscheidung
treffen. Einziges Problem dabei: Bei der Landung wiederholt sich
ggf. das
Ganze!" Selstverständlich ist das keine Wertung über
das Verhalten des damaligen Piloten 1964: Man war nicht dabei
und kennt nicht die Details.
Falls jemanden den
Piloten von 1965 kennen sollte: Bitte einfach eine kurze
Mail schreiben. [[Kontakt...]].
Wir hätten hier gerne die gesamte Geschichte dazu.
Anmerkung:
Das echte und vollständige Schadensbild konnte (noch) nicht
zweifelsfrei ermittelt werden, aber vielleicht findet ein
EADS-Mitarbeiter noch die eine oder andere alte Akte dazu. Bitte
melden!! [[Kontakt...]]
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